Verständlicherweise möchte jede Frau, die an einer gynäkologischen Krebserkrankung erkrankt, die für sie bestmögliche Therapie, die zur Verfügung steht. Um einen Standard in der Behandlung zu erreichen, hat die Deutsche Krebsgesellschaft einen Kriterienkatalog für zertifizierte Gynäkologische Krebszentren erstellt. Anhand bestimmter fachlicher Anforderungen und der Einhaltung der speziellen Richt- und Leitlinien in Bezug auf gynäkologische Krebserkrankungen erfolgt die Zertifizierung als Gynäkologisches Krebszentrum. Ziel der Zertifizierung ist die einheitliche umfangreiche interdisziplinäre Behandlung der Patientinnen unter Einhaltung der krankheitsbezogenen spezifischen Leitlinien.
Seit 2002 gibt es die ersten zertifizierten Zentren für Brustkrebs und 2008 wurden die ersten zertifizierten Gynäkologischen Krebszentren ausgezeichnet.
Um ein zertifiziertes Gynäkologisches Krebszentrum zu werden muss die Klinik als erste Voraussetzung den „Erhebungsbogen für Gynäkologische Krebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft“, der unter Beteiligung zahlreicher Fachgruppen entstanden ist, ausfüllen. In diesem Erhebungsbogen erstellt das Klinikum eine Art Selbstauskunft über diverse Kriterien wie zum Beispiel die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die organspezifische Diagnostik, das Vorhandensein bestimmter technischer Geräte zu unterschiedlichen Untersuchungsverfahren und vieles mehr. Auch die bis zur Antragsstellung durchgeführten Behandlungen der gynäkologischen Krebserkrankungen gehören zum Nachweis, um als ein zertifiziertes Gynäkologisches Krebszentrum zu gelten.
Für die Patientinnen hat ein zertifiziertes Gynäkologisches Krebszentrum weitreichende Vorteile gegenüber einer Behandlung im Krankenhaus vor Ort. So ist sichergestellt, dass alle erforderlichen personellen und auch technischen Voraussetzungen für Diagnose, Therapie und weiterführende Rehabilitationsmaßnahmen in einem zertifizierten Gynäkologischen Zentrum unter einem Dach vereint sind. In Bezug auf die personellen Strukturen kann sich die Patientin einer gynäkologischen Krebserkrankung sicher sein, dass die behandelnden Ärzte in einem zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum Spezialisten auf dem Gebiet sind und dementsprechend über umfangreiche Erfahrungen in der Behandlung verfügen.
Zudem gibt es in zertifizierten Gynäkologischen Krebszentren in bestimmten zeitlichen Abständen eine Tumorkonferenz, wo alle Bereiche, die mit der Behandlung beauftragt sind, Bericht erstatten und über mögliche therapeutische Maßnahmen und weiterführende Maßnahmen beraten. Die Bereiche umfassen in einem Gynäkologischen Krebszentrum z. B. die operative Onkologie, die medikamentöse Onkologie (gyn. Onkologie und Hämatologie und Intern. Onkologie), die Pathologie, die Radiologie oder die Strahlentherapie.
Des Weiteren muss ein Gynäkologisches Krebszentrum auch eine genetische Beratung, wie z. B. Genanalysen, Familienanamnese (BRCA-1, BRCA-2, HNPCC) vorhalten. Die palliativmedizinische Versorgung, ein ambulanter Pflegedienst und auch die Psychoonkologie sollen u. a. angeboten werden. Physiotherapie und/oder Krankengymnastik und ein Sozialdienst sollen in der Klinik auch vorhanden sein.
Statistiken zufolge sind die Heilungschancen von Patientinnen in Gynäkologischen Krebszentren mit Zertifizierung höher als in einer nicht spezialisierten Klinik. Fachärzte führen dies darauf zurück, dass in nicht-zertifizierten Kliniken die Leitlinien für gynäkologische Krebserkrankungen in Bezug auf die Behandlung nicht eingehalten werden müssen, was für zertifizierte Gynäkologische Krebszentren jedoch verpflichtend ist. Zudem führt die Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung eine jährliche Prüfung der zertifizierten Zentren durch.
Patientinnen, die an einer gynäkologischen Krebserkrankung erkrankt sind, finden Listen der zertifizierten Gynäkologischen Krebszentren auf den Internetseiten der Deutschen Krebsgesellschaft oder der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V. (AGO).
Sabrina Mandel